World Games: Winners & Losers

Nach fünf intensiven Wettkampftagen sind gestern die World Games für unsere Flag Football Mannschaften zu Ende gegangen. Bei den Herren holten sich die US-Amerikaner mit einer grandiosen Leistung während des gesamten Turniers den Titel. Silber ging an die überraschend starken Italiener, Bronze an Mexiko. Im Damenbewerb war Mexiko eine Klasse für sich, dahinter folgten die USA und Panama. Für Österreich reichte es leider zweimal nur für den vierten Platz.

Soviel zu den Ergebnissen, wer sind nun aber die Gewinner und die Verlierer der World Games?

 

WINNERS:

Flag Football

Der größte Gewinner der gesamten Veranstaltung war der Sport Flag Football. 20 Jahre nachdem in Wien die erste Weltmeisterschaft – mit vier europäischen Mannschaften als Teilnehmer – veranstaltet wurde, sind die World Games der bisherige Höhepunkt des immer populärer werdenden Sports. Die besten acht Nationen haben sowohl bei den Damen, als auch bei Herren, gezeigt, auf welch hohem Niveau gespielt wird und wie attraktiv Flag Football als Zuschauersport ist. Man wird sehen, ob der Wunsch der NFL und der IFAF in Erfüllung geht und wir bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles unsere Nationalteams anfeuern werden können.

 

USA

Die US-amerikanische Herrenmannschaft war wohl die beste Mannschaft, die jemals bei einem internationalen Flag Football Turnier angetreten ist. Vor allem die Offense war nicht aufzuhalten und zeigte der ganzen Welt, wie die Zukunft des Sports aussehen wird. Ein Mix aus klassischen Passspielzügen, Runs und Trick Plays ließen alle Gegner verzweifeln. Der Starting Quarterback der US-Amerikaner bezeichnete sich in einem Interview selbst nicht als „Quarterback“, sondern als „Athlete“ und diese Beschreibung trifft zu 100% zu.

 

Mexiko

Das Pendant zu den US-amerikanischen Herren sind die mexikanischen Frauen. Mit Leichtigkeit marschierten sie durchs Turnier und ließen keinem Gegner den Funken einer Chance. Im Finale waren die amtierenden Weltmeisterinnen aus den USA völlig überfordert und das Spiel bereits nach der ersten Halbzeit entschieden. Eine herbe Enttäuschung für die US-Damen, das Finale dahoam hätten sie sich auf jeden Fall anders vorgestellt.

 

Italien

Die Überraschung der World Games. Angeführt von Quarterback Luke Zahradka errangen die Italiener trotz Ausfalls von Jordan Bouah, dem MVP der letzten Weltmeisterschaft, die Silbermedaille und ärgerten dabei im Finale sogar eine Halbzeit lang die US-Amerikaner. Sie konnten zwar kein Spiel klar gewinnen, im entscheidenden Moment gelang es der Mannschaft allerdings jedes Mal zuzusetzen.

 

Österreich

Die beiden österreichischen Mannschaften sehen die World Games mit Sicherheit mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Mit etwas Abstand sollte aber allen klar werden, dass die Freude über die erbrachte Leistung überwiegen sollte. Österreich landete einmal mehr mitten in der Weltspitze und zeigte großartige Spiele gegen die internationale Top-Konkurrenz.

Die Damen brachten die US-Amerikanerinnen zweimal an den Rand einer Niederlage, speziell im Halbfinale war die Chance groß, den ersten Sieg gegen sie einzufahren und in das Finale einzuziehen. Im Spiel um Platz 3 war die Luft dann leider draußen. Die klare Niederlage haben sich unsere Damen in der Form nicht verdient. Trotzdem beendeten sie das Turnier als beste europäische Mannschaft und stellten wieder einmal eindrucksvoll ihre Vormachtstellung auf unserem Kontinent unter Beweis.

Das Herrennationalteam startet mit einem sensationellen Sieg gegen Vizeweltmeister Mexiko ins Turnier. Nach einem Comeback-Victory gegen Deutschland mussten sie sich in der Vorrunde nur Italien knapp geschlagen geben. Im Viertelfinale gegen Panama folgte dann ihre beste Partie des Turniers. Vor allem die Defense war überragend und ließ der panamaischen Offense keine Chance. Leider konnten unsere Herren nach der Niederlage gegen die USA im Halbfinale die gute Form nicht ganz in das kleine Finale mitnehmen. Den groß aufspielenden Mexikaner konnten sie nicht genug entgegensetzen und somit reichte es auch für die Herren nur zum undankbaren vierten Platz.

 

Power Ranking

Viel Licht und etwas Schatten ist das Ergebnis der Nachbetrachtung meines Power Rankings. In Summe bin ich mit meinen Prognosen zufrieden. Deutschland und Frankreich konnten wie von mir prognostiziert kein Spiel gewinnen und landeten am Ende der jeweiligen Gruppe. Auch das Ausscheiden von Panama im Viertelfinale und den Sieger USA konnte ich richtig vorhersagen.

 

 

LOSERS:

Änderung des Modus während der World Games

Wer auch immer die Verantwortung für diese Entscheidung getragen hat, ist der große Verlierer meiner Nachbetrachtung. Den Modus während der World Games zu ändern und den Gruppensiegern statt der fixen Qualifikation für das Halbfinale kurzfristig ein Viertelfinalspiel aufs Auge zu drücken ist höchst unprofessionell und hat bei einer Sportart mit olympischen Ambitionen nichts verloren. Auf das Ergebnis hatte der geänderte Modus glücklicherweise keine Auswirkung, dennoch war die Entscheidung für mich nicht in Ordnung.

 

Medieninteresse

Leider haben die österreichischen Print- und TV-Medien die World Games totgeschwiegen. Ich erwartete mir keine stundenlange Live-Berichterstattungen auf ORF Sport Plus, aber zumindest tägliche Highlights hätten sich unsere Sportler verdient.

 

Geänderte Regeln

Ebenso unverständlich wie die plötzliche Änderung des Modus war für mich die Entscheidung, in den letzten beiden Minuten jeder Halbzeit die Uhr immer wieder starten zu lassen, sobald die Referees den Ball freigegeben hatten. Warum spielt man beim wichtigsten Turnier der Flag Football Geschichte plötzlich mit neuen, anderen Regeln? Die Erklärung war, dass man damit die Spiele besser einteilen konnte, weil man ein paar Minuten pro Match einsparte. Für mich völlig unverständlich. Warum ist es in Ordnung, dass ein Faustball Match zwischen ein und zwei Stunden dauert, während man bei Flag Football um jede Minute feilscht?

 

Dänemark

Der große Verlierer der World Games ist in meinen Augen das dänische Herrenteam. Die dominante europäische Mannschaft der letzten 15 Jahre schied wie bei den Weltmeisterschaften in Israel im Dezember 2021 im Viertelfinale aus. Eine herbe Enttäuschung für die erfolgsverwöhnten Dänen. Mit sieben Spielern jenseits der 30 Jahre muss die Frage erlaubt sein, ob das das Ende der goldenen Generation ist. Seit Jahren haben sie Probleme mit dem Nachwuchs und die Anzahl der aktiven Spieler schrumpft. In der Zukunft werden die Dänen wohl kleinere Brötchen backen müssen.

 

Deutschland

Auch unsere nördlichen Nachbarn sind ein Verlierer der World Games, allerdings nicht aufgrund ihrer sportlichen Leistung. Sowohl gegen Italien als auch gegen Österreich waren sie lange in Führung und verloren schließlich nur knapp. Nach den Gruppenspielen war aber leider Schluss. Aufgrund mehrerer Covid-Fälle innerhalb der Mannschaft konnten sie zu keinem weiteren Spiel mehr antreten. Vor allem aufgrund der gezeigten Leistungen war das enorm bitter und schade für Team Deutschland.

 

Power Ranking

Vielleicht habe ich mich zu sehr von meinen eigenen schmerzlichen Niederlagen gegen Dänemark dazu verleiten lassen, sie höher einzustufen. Die Anzeichen, dass sie nicht mehr an die Erfolge der vergangenen Jahre anschließen können, waren da. Trotzdem war ich überzeugt, dass sie noch ein letztes Mal um die Medaillen mitkämpfen würden. Vollkommen unterschätzt habe ich das italienische Team. Für mich absolut kein Titelfavorit, zeigten sie im Laufe des Turniers, dass sie eine unglaublich ausgeglichene Mannschaft waren, die in knappen Partien die Nerven behielt und völlig verdient die Silbermedaille holte.